Urkirche und Altertum
Die Historizität Christi
Die Verheissung eines kommenden Erlösers, die in der Vorzeit an die Juden erging, erfüllte sich den Prophetien des Alten Testamentes entsprechend in Jesus Christus in mehrerer Hinsicht: Er ist das wahre Opferlamm, das von Iesaias und Zacharias, aber auch in den Psalmen vorhergesagt wurde.
Die Historizitätt Christi ist nicht nur in den Evangelien und in vielen Briefen er ersten Christen belegt, sondern auch von zahlreichen heidnischen Schriftstellern (Tacitus, Sueton, Plinius d. Jüngere, Justinus). Auf jüdischer Seite bezeugen der Talmud, der Philosoph Justin oder der Historiker Flavius Josephus, daß Christus viele Wunder wirkte und “mit dem Kreuzestod bestraft” wurde (so Flavius Josephus in den “Jüdischen Altertümern”). Es gibt kein einziges Buch in der ganzen Geschichte, das so zahlreich und in so ursprünglicher Form erhalten ist, wie die Evangelien.
Nach dem Erlösungsopfer, das der Herr am Kreuz darbrachte, und nach seiner glorreichen Auferstehung begann das Fortwirken der Menschwerdung Christi in der Kirche durch die Gemeinschaft der Apostel, die dem Petrus unterstellt waren: Sie begannen auf die Ausgießung des Heiligen Geistes hin (erstes Pfingstfest), das Evangelium in der ganzen Welt zu verkündigen, zu taufen, und durch die ihnen anvertrauten Sakramente die Gnaden Gottes allen Menschen, die sie annehmen wollten, zu schenken.
Doch schon ganz am Anfang, noch bevor die Missionstätigkeit begann, und als die Kirche sich noch nicht einmal über Jerusalem hinaus ausgebreitet hatte, begannen mit der Steinigung des hl. Stephanus die ersten Verfolgungen der Christen. Der Satz des hl. Tertullian, “das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche” sollte sich zunächstt v.a. im Römischen Reich bewahrheiten, dessen Herrscher die aus dem ersten Gebot folgende Weigerung der von ihnen für eine jüdische Sekte gehaltenen Christen, ihnen zum Wohle des Staates zu opfern, alsAffrontnt gegen die politische Einheit des Reiches auffassten, und sie mit immer härteren Verfolgunswellen beantworteten (so v.a. die Kaiser Nero, Domitian und Trajan).
Erst als Kaiser Konstantin im Jahre 313 im Edikt von Mailand der christlichen Religion Toleranz zusicherte, war die Zeit der Verfolgung der Christen in Rom zu Ende; im Jahre 380 (unter Kaiser Theodosius) erfolgte dann die Anerkennung des Christentums als Staatsreligion. Trotz all der schrecklichen Verfolgungen, die die Kirche in den ersten Jahrhunderten erlitt, sprechen die Theologen von einer providentiellen Fügung Gottes, die sowohl das Römischen Reich in politischer Hinsicht, aber auch die in ihm vorherrschende Griechische Kultur und Philosophie umfasst: in diesem Umfeld, auf höchstem geistigen Niveau, fand die Kirche ein geradezu ideales Milieu für seine Ausbreitung: Der heilige Paulus und die anderen Jünger Christi stießen auf ihren Missionsreisen (seit Mitte der 40-er Jahre) in der ganzen vom Römischen Reich beherrschten Welt auf eine durch die Griechische Sprache (Koine) geprägte Zivilisation, in welcher das Verlangen nach der Wahrheit, nach dem wahren Gott und nach Erlösung seit Jahrhunderten immer leidenschaftlicher wurde.
Theologische Auseinandersetzungen, erste Konzile und Glaubensbekenntnisse
In theologischer Hinsicht trugen die Apostolischen Väter (die zum Teil noch persönliche Beziehungen zu den Aposteln hatten) und die Kirchenväter (die heiligen Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus, Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor der Große), zunächst in Auseinandersetzung mit den heidnischen Mythen (antiker Götterglaube), religiösen Anschauungen (Mithras-Kult, verschiedene orientalische Kulte) und Philosophien (Gnosis, Manichäismus) die christliche Lehre weiter und verteidigten diese in ihren apologetischen Werken gegen die Angriffe ihrer Feinde.
So wurde es in dieser Zeit nötig, daß die Christen den Inhalt ihres Glaubens näher definierten, um so gezielt nach außen und nach innen gegen drohende Häresien und Spaltungen vorgehen zu können.
Den Kern dieser dogmatischen Auseinandersetzung bildeten zunächst die Fragen der Trinitätslehre, der Christologie, der Lehre vom Hl. Geist, der Rolle und Bedeutung der Gottesmutter Maria für die Erlösung, die zwei Naturen und des Willens in Christus, die Rechtfertigungs- und Gnadenlehre, aber auch diverse disziplinarische und politische Fragen (Näheres dazu in der Rubrik Päpste und Konzilien.)
Hinter den Auseinandersetzungen um den Glauben stand aber immer wieder der Streit um den Primat zwischen Rom und Ostkirche, die alte Eifersucht zwischen dem Alten und dem Neuen Rom, die schließlich unter dogmatischen Vorwänden zur Spaltung zwischen Ost- und Westkirche führen sollte, zum sogen, morgenländischen Schisma (1054 n. Chr.).
Christliches Mönchtum und Askese
Ein wichtiger Zweig kirchlichen Lebens war von Anfang an das Mönchtum. Mönchisches Leben besagt im Grunde die radikale Christusnachfolge in Form der Befolgung der drei evangelischen Räte.
Das Grundmotiv dabei ist: allein für Gott dazu sein, sich alleine auf seine Gnade stützend, und zwar in jenen Hauptkampfbereichen, die den Menschen durch den Sündenfall am schlimmsten korrumpiert haben: Besitzgier, fleischliche Begierde und Machstreben, wogegen die Befolgung der drei evangelischen Räte: Armut, Keuschheit und Gehorsam als Kampfmittel eingesetzt werden.
Die Mönche lebten die radikalste Form des Lebens aus Gott: das Streben nach Vollkommenheit aus Liebe zu Gott, denn nur diese Askese erbringt unfehlbar eine mystische Gleichgestaltung mit Christus, sofern sie nur in echtem christlichem Geiste und in konsequenter und regelmäßiger Anwendung der Sakramente erfolgt.
Die wichtigten Persönlichkeiten und Wegmarken waren hierbei:
Der hl. Antonius, genannt der Große, geb. 250 in Ägypten, der als Begründer des christlichen Mönchtums gilt; der hl. Basilius der Große (geb. 330), Kirchenvater, Kirchenlehrer, Bischof von Caesarea im Pontus, der Vater des Mönchtums im Orient; der hl. Augustinus von Hippo (354-430), Kirchenvater, Kirchenlehrer, Bischof von Hippo: auf ihn geht die Augustiner-Ordensregel, die älteste abendländische Mönchsregel zurück; und der hl. Benedikt von Nursia schließlich, der durch die Gründung des ersten Benediktiner-Klosters in Montecassino 529 n. Chr. und durch seine “Regula Monasteriorum” zum Vater des abendländischen Mönchtums wurde.
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